Die E-Plus Chronik

E-Plus war lange Zeit einer der vier großen Netzbetreiber in Deutschland. Mit der Zusammenführung von o2 und E-Plus unter dem Dach des Telefónica-Konzerns entstand ein neuer Netzbetreiber, der gemessen an der Zahl der Kunden, größer als die Deutsche Telekom und Vodafone ist. Gerade in den Anfangsjahren überzeugte E-Plus mit kreativen Ideen und machte Mobilfunk für eine breitere Masse erschwinglich. In unserer E-Plus Chronik lassen wir die Geschichte des Unternehmens Revue passieren:

1992

Gründung der E-Plus Mobilfunk GmbH mit den Hauptgesellschaftern VEBA Telecom, RWE Telliance und Thyssen Telecom.

1994

Offizieller Start des E-Plus Netzes während einer Veranstaltung des Circus Roncalli in Berlin.

Zu Beginn überzeugte der frisch gebackene Netzbetreiber mit einem kostenlosen Anrufbeantworter, der im D-Netz bis dato kostenpflichtig war. Außerdem konnten E-Plus-Kunden Nachrichten, die vom AB aufgezeichnet worden waren, kostenlos untereinander verschicken. Kostenlos waren zu Beginn auch SMS, was jedoch zur Aus- und Überlastung der SMS-Zentrale führte. Fortan waren die beliebten Kurznachrichten kostenpflichtig.

1997

E-Plus bietet als erster deutscher Netzbetreiber Prepaid-Tarife unter dem Namen “Free&Easy” an.

1999

Mit der Einführung der “Time & More”-Freiminuten ist E-Plus erneut Vorreiter vor der Telekom und Mannesmann D2 (heute Vodafone). Nicht genutzt Freiminuten konnten einfach im nächsten Monat genutzt werden. Ebenfalls wurde 1999 WAP und HSCSD mit bis zu 14,4 Mbit/s zum “Surfen” im mobilen Internet eingeführt. Während Mannessmann auf den HSCSD-Zug aufsprang, beharrte die Deutsche Telekom auf dem GSM-Standard mit 9,6 Mbit/s. Das damalige “Surf-Erlebnis” war allerdings bei Weitem nicht so fortschrittlich wie es heute ist, sodass erste internetbasierte Dienste wie bspw. “i-mode” keinen Erfolg brachten.

2000

Mit dem Jahreswechsel änderten sich auch die Gesellschaftsverhältnisse: Der niederländische Telekommunikationskonzern KPN überbot den damals noch britischen Anbieter Orange und wurde so zum E-Plus Hauptgesellschafter. Zusammen mit den Hongkonger Mobilfunkern von Hutchison Whampoa nahm KPN an der Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Deutschland teil. Hutchison Whampoa sprang jedoch kurzfristig ab und ließ den KPN-Konzern mit acht Milliarden Euro im Stich.

2004

Bundesweit geht das kommerzielle UMTS-Netz an den Start. Anfägnliche Hürden waren dabei die hohen Kosten für den Erwerb von UMTS-Lizenzen und die daraus resultierenden hohen Gebühren der Netzbetreiber.

2005

Einführung der Mehrmarkenstrategie (u. a. BASE) sowie Launch des Ethno-Discounters Ay Yildiz. Der Erfolg von Ay Yildiz ermutigte auch die anderen Netzbetreiber zu ähnlichen Schritten. Während o2 den Anbieter “Türk Telekom Mobile” gründete, kooperiert die Telekom mit Turkcell. Vodafone hingegen setzt auf Discounter wie Smobile (erhältlich in ehemaligen Schlecker-Filialen, heute Rossmann Mobile), Fyve oder otelo.

2006

Einführung der Marke vybemobile in Kooperation mit Universal Music.

2007

Alcatel-Lucent wurde mit dem (Aus)bau und Betrieb des E-Plus-Netzes betraut.

2008

Mit dem Kauf des Anbieters blau.de und der SMS-Michel-Shops ist E-Plus an 400 weiteren Standorten im Einzelhandel präsent.

2010

Die Vermarktung von Mobilfunkprodukten über die Marke E-Plus wird weitgehend eingestellt, in den Mittelpunkt rückt dafür blau.de, simyo und besonders die Kernmarke BASE des gleichnamigen belgischen Unternehmens.

2011

Zum Jahresende gibt der Konzern das Ende der Marke vybemobile bekannt. Kunden des Providers erhalten ein außerordentliches Kündigungsrecht, da aufgrund der auslaufenden Kooperation mit Universal Music keine kostenfreien Musikdownloads mehr angeboten werden und somit ein wesentlicher Bestandteil des Serviceangebots entfällt.

2012

E-Plus schickt mit yourfone.de einen weiteren Discounter ins Rennen, der im ewigen Preiskampf mit der “weltentspanntesten Allnet Flat” erstmals unterhalb der 20-Euro-Marke bleibt.

2013

blau.de wird 100%-iges Tochterunternehmen des E-Plus Konzerns.

2014

Fusion der beiden Netzbetreiber E-Plus und Telefónica zum größten Telekommunikationsanbieter Deutschlands.

Neben der Mehrmarkenstrategie verfolgte das Unternehmen das Smart-Follower-Prinzip. Das Um- bzw. Nachrüsten auf neue Technologien erfolgte demzufolge erst, wenn sich diese bei den Mitbewerbern bewährt hatten. Man folgte dem technischen Fortschritt also erst, wenn man sicher sein konnte, dass neue Technologien auch in Zukunft vermehrt eingesetzt würden. Dies führte zwangsläufig dazu, dass der Ausbau des E-Plus-Netzes hinter dem der anderen Netzbetreiber hinterher hinkte. Vorrangiges Ziel war jedoch, dass die Kunden günstig telefonieren konnten, was trotz verzögertem Netzausbau gegeben war, sodass sich das Smart-Follower-Konzept durchaus bewährte. Alsbald sollte sich günstiges, mobiles Telefonieren auch im Ausland durchsetzen. Blau.de drückte als erster Anbieter die Preise für Auslandstelefonie. Abgehende Gespräche kamen für schlappe 9 Cent pro Minute zustande. Ankommende Gespräche konnten sogar kostenlos entgegengenommen werden.

Häufiger Kritikpunkt: die Qualität und der lückenhafte Ausbau des E-Plus-Netzes. Trotz Verfügbarkeit waren die Netze von Vodafone, Telekom oder o2 meist schneller. Da sich der niederländische Mutterkonzern KPN nicht am Ausbau beteiligen wollte, mussten die dringend benötigten finanziellen Mittel anderweitig beschafft werden. Daher entschied man sich die eigenen Mobilfunkmasten zu verkaufen um sie anschließend anzumieten. Der “Do-It-Yourfself-Netzausbau” rief den chinesischen TK-Ausrüster ZTE auf den Plan. Seitdem baut und betreibt ZTE das Netz nach den technischen und rechtlichen Vorgaben seitens E-Plus. Im März 2014 startete E-Plus als letzter deutscher Netzbetreiber sein LTE-Netz und stellte es prompt auf eine kostenlose Bewährungsprobe, bei der Kunden im Rahmen der Aktion “Highspeed für Jedermann” von LTE ohne Aufpreis profitierten.

Ausblick

Die technische Integration der Unternehmenszusammenführung wird voraussichtlich in den nächsten zwei bis fünf Jahren vollständig abgeschlossen sein, meinen Experten. Wie zu KPN-Zeiten wird die Marke E-Plus auch durch Telefónica keine Reanimation erleben, da das Hauptaugenmerk auf BASE liegt. Die Zukunft der Marke liegt jedoch in den Händen des KPN-Konzerns, der sich eine Veräußerung des belgischen Unternehmens offen hält. Der durch die Telefónica-Übernahme begünstigten Drillisch AG werden von den Regulierungsbehörden ein Fünftel der Telefónica-Netzkapazitäten zugesprochen. Zudem wird der Mobilfunkprovider im nächsten Jahr bis zu 600 Ladengeschäfte von o2 und E-Plus übernehmen. Da der Anbieter bisher nicht im Einzelhandel aktiv war, darf man gespannt sein für welches Konzept sich Drillisch entscheiden wird. Zur Kundengewinnung streuten die Maintaler Mobilfunker ihr Angebot bislang auf mehrere Marken. 2015 könnte mit der Übernahme von yourfone.de ein weiterer Brand hinzukommen.

Der Mobilfunkmarkt wird sich in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren sehr verändern. Interessant wird auch, wie die Deutsche Telekom und Vodafone auf die aktuellen Ereignisse reagieren.